Aller erfolgreichen Dinge sind drei – dieses volle erste Juni-Wochenende wartete mit der für Schiebock eigentlichen Attraktion auf, und das in gleich zwei Teilen: „Des Schiebocks gestohlene Träume“ – inklusives Bürgertheater im Tier- und Kulturpark Bischofswerda
Leider aufgrund dienstlicher Verpflichtungen nicht die Premiere wiedergebend, so doch aber der zweiten Vorstellung dieses Theaterstückes Genüge tuend, auf das Bischofswerda so unglaublich stolz sein kann und muss: „Des Schiebocks gestohlene Träume“ – das inklusive Bürgertheater erfuhr am 1. Juni (nach der im Regen abgebrochenen Generalprobe am 31. Mai) seine Uraufführung im Tier- und Kulturpark Bischofswerda vor über 130 Gästen. Zur hier wiedergegebenen zweiten Vorstellung erschienen, trotz der sich wirklich bis kurz vor Beginn auskippenden Wolken, 70 Besucher, die begeistert diesem über zweistündigen Stück, das in zwei Teilen aufgeführt wird, folgten. >>> Weitere vier Vorführungen sind fest angesetzt: 8./9. Juni und 15./16. Juni, jeweils Samstag und Sonntag um 18 Uhr. Am 15. Juni werden zudem Gebärdendolmetscher das Stück simultan übersetzen.
Die im November 2023 gegründete inklusive Theatergruppe, deren fester Anlauf dank David Gratzl und der Initiative Bischofswerda Inklusiv das B28 des Regenbogen e.V. war und ist, bündelt insgesamt 35 Laiendarsteller – Menschen verschiedenster Generationen, mit und ohne Behinderung, die allesamt aus Bischofswerda und dem dazugehörigen Einzugsgebiet stammen. In Zusammenarbeit mit aus Berlin, Leipzig und Dresden herangezogenen Fachkräften, die dieses über das Projekt X-Dörfer des Sächsischen Staatstheaters geförderte Unterfangen betreuen, entstand in den letzten sehr arbeitsreichen Monaten dieses wunderbare Theaterstück, das schließlich nun zur Aufführung gelangte. Allen voran leistete hier der Berliner Dramaturg und Regisseur Kai Schubert hervorragende Arbeit – maßgeblich unterstützt von Frauke Menzinger, Charlotte Richter und Marc Dennewitz.
Inhaltlich erlebt der Besucher in diesem Stück die Suche nach dem Sinnbild einer Stadt – eine wilde Reise durch vielfältige und verwegenste Traumlandschaften ist die Folge, in der die Protagonisten stellvertretend die Vielfalt einer Stadtbevölkerung widerspiegeln. In der Umsetzung ist die menschliche Qualität der Laiendarstellung überragend – Herzblut, Leidenschaft und Hingabe sind Beschreibungen, die weitaus mehr zutreffen, als man einem Amateur-Theater beimessen mag. Eingebettet in ein mit fantastischen Kostümen ausstaffiertes und wild pulsierendes Farbenspiel zeichnet sich dieses schon fast als Musical zu titulierende Theater als visuell prächtige Inszenierung ab, die mit vielerlei markanten und mitreißenden musikalischen Einlagen zu überzeugen weiß. Ein unglaublich unterhaltsames, verrücktes, tiefsinniges Erlebnis, das man als Bewohner dieser Stadt unbedingt gesehen haben sollte!
PS: Nicht umsonst erhielt die Theatergruppe auch umgehend, überreicht von OB Holm Große selbst, die Urkunde von der AG Schiebock zum innovativsten Schiebock des Jahres. Wohlverdient. Und das alles ohne professionellen Hintergrund. Wie schon erwähnt: überragend!
Karsten Richter // Mitarbeiterim B28